Etymologie
Achat ist nach seinem wichtigsten antiken Fundort benannt. Laut Theophrastos von Eresos erhielt der Stein seinen Namen, da er in großen Mengen im Fluss ἀχάτης „Achates“ in der Nähe des Ortes Acate auf Sizilien gefunden wurde. Auch Plinius der Ältere weiß von der Entstehung des Steinnamens auf diese Weise zu berichten.[1] Der Fluss wird heute Dirillo, Carabi oder auch Canitello genannt. Bezeichnete man in seinen Uranfängen mit der Bezeichnung Achat wohl nur Steine exakt aus diesem Fluss und dem umliegenden Land, entwickelte sich der Begriff im Verlauf der Antike und des Mittelalters zunehmend zu einem Handelsbegriff für zahlreiche gebänderte Steinarten. So führt schon Plinius der Ältere um 77 n. Chr. über zwölf verschiedene Achatarten an.[1] Neben Bänderung, Geruch, Form, Farbe und eingeschlossenem Wasser war für die verschiedenen Achatarten der Antike und des Mittelalters besonders die Form, in der der Stein gefunden wurde, nämlich als Geode, Nuss oder als Mandel, für eine Identifizierung als Achat ausschlaggebend. In der Antike und im Mittelalter trugen einige heute als Achate identifizierte Gesteine völlig andere Namen. Umgekehrt wurden nach heutigem Verständnis einige Steine, wie der Onyx oder der Sardonyx im Mittelalter unter dem Begriff Achat beschrieben. Bereits mit fortscheitendem Mittelalter begann man zahlreiche Steine, die zuerst als Achate galten, anhand der Form weiter von diesen begrifflich zu differenzieren. Einer der skurrilsten Vertreter dieser Art ist wohl der mittelalterliche Adlerstein, bei dem es sich nach heutigem Wissensstand um eine zuerst als Achatart identifizierte und späterhin als Braun- beziehungsweise Toneisengestein mit eingeschlossenem Kern erkanntes Gestein gehandelt haben dürfte. Vielfach kam es zu Überschneidungen mit anderen Quarzvarietäten. Bis heute tragen zahlreiche Steine, die ehemals als Achate galten und heute aus mineralogischer Sicht nicht mehr als solche gelten, wie beispielsweise der Baumachat, die Bezeichnung Achat in ihrem Namen. Erst im 18. Jahrhundert entwickelte sich der Begriff Achat, zu jener ausschließlich gebänderte Quarze bezeichnenden Bezeichnung, wie wir sie heute kennen.
Überlieferung & Mythos
Schon seit den Uranfängen der Menschheit genießt Achat hohe Wertschätzung. Im Alten Ägypten wurden etwa 1000 v. Chr. Siegelzylinder, Ringe, Gemmen und Gefäße aus Achat gefertigt. In der Bibel im 2. Buch Mose (28, 17–20) wird er als einer der zwölf Steine des Schilds des Hohenpriesters zu Israel und als Onyx beziehungsweise Sardonyx entweder als einer oder als keiner der zwölf Steine der Stadtmauer, der in der Bibel in der Apokalypse (21, 19-21) erwähnten Stadt Neujerusalem angeführt. Amulette aus Achat sollten gegen Blitze, Stürme und insbesondere gegen Durst helfen. Nicht nur in der antiken Welt Europas, sondern auch in Indien, Nepal und Tibet galt Achat als wichtiger Schutzstein und Glücksbringer auf langen Reisen. Aus Achaten mit geradliniger, paralleler Bänderung, sogenannten Lagensteinen wurden Amulette geschnitzt, deren Weiterführung die heutige Gemmen Kunst darstellt. In der Antike besonders beliebt waren Achate deren innerer Hohlraum mit Wasser gefüllt war, sogenannte „Wasserachate“, „Enhydros“ und „Adlersteine“, die besonders in Europa als Schwangerschaftsschutzsteine galten. Weiters wurden zahlreiche Gefäße, Skulpturen und rituelle Objekte aus Achat geschnitten. Abgesehen von diesen Kunstobjekten ist uns sein Vorkommen, seine Wirkung und sein Einsatzgebiet durch zahlreiche Schriften, wie beispielsweise jener von Theophrast „Über die Steine“, die „Naturgeschichte“ des Plinius dem Älteren aber auch in mittelalterlichen Enzyklopädien, wie beispielsweise jener des Konrad von Megenberg[2], überliefert. Letzterer weiß auf Grundlage alter Schriften auch von einem aus Achat gefertigten Ring des König Porus zu berichten. Mit höchster Kunst sollen neun Saitenspiele beziehungsweise Musikinstrumente in den Ring eingeschnitten worden sein. In der Mitte mit einem Abbild des Gottes Apollo und seiner Harfe in der Hand.
Herleitung
Die Wirkung des Achats wurde in der Antike aus seiner Form und Optik abgeleitet. Dabei spielte in der Antike besonders das im Stein eingeschlossene Wasser sowie die flüssig und feucht wirkende Optik des Gesteins eine zentrale Rolle. Das der Stein den Durst lösche dürfte sich unter anderem daraus ableiten lassen, dass der Stein in Wüstenregionen bei Dürre- und Hitzeperioden faktisch eine der letzten Chancen auf Wasser war. Das der Stein für die Schwangerschaft förderlich sei ergibt sich aus dem Verständnis, dass im Stein ein fruchtbares den Stein wachsen lassendes Wasser eingeschlossen ist. Ein weiterer Umstand im Zusammenhang von Fruchtbarkeit, Schutz und Schwangerschaft dürfte die Tatsache sein, dass man im Mittelalter davon ausging, dass Adler den sogenannten „Adlerstein“, eine Achatnuss oder eine diesem äußerlich ähnliche Steinnuss, dazu benutzen die Temperatur ihrer Eier im Nest erfolgreich zu regulieren. Anders als in der Antike wird die Wirkung heute in der modernen Esoterik vor allem aus der Farbe und Bänderung des Steines abgeleitet.
Chakren
Elemente
− −

nachtladend
Achat ist in seiner Elementverteilung dadurch gekennzeichnet, dass er vom Wasser dominiert wird, während das Element Luft und das Element Erde zu zirka gleich großen Teilen in Wirkung treten. Das Element Feuer ist beim Achat hingegen zu vernachlässigen. Aufgrund des hohen Wassergehaltes empfiehlt es sich den Stein während der Nachtstunden aufzuladen. Über die Elemente Wasser und Erde üben in der Nacht besonders die Gestirne Venus und Mond, am Tag über das Element Luft besonders der Planet Merkur einen starken planetaren Einfluss auf den Achat aus. Die Polarität wird aufgrund des starken weiblichen Einflusses negativ gewertet.
Feuer: Der niedrige Feuergehalt von Achat fördert Rückzug und Verinnerlichung. Er bewirkt eine besonnene und geruhsame Betrachtung des Lebens und hilft, die eigenen Begebnisse gesammelt, ruhig und konzentriert anzugehen. Des Weiteren fördert er die bewusste Verarbeitung von Lebenserfahrungen und stärkt geistige Reife, Wachstum, Beständigkeit und Realitätssinn.
Luft: Mit dem vorhandenen Luftgehalt stärkt und fördert Achat das logisch-rationale Denken, wodurch Probleme bis zu ihrem Kernpunkt zerlegbar sind und so besser analysiert werden können. Ziel ist es einfache-pragmatische Lösungen zu finden und sie ruhig und unverzüglich in die Tat umzusetzen. Der Achat hilft dabei sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und sich nicht von Kleinigkeiten ablenken zu lassen.
Wasser: Aufgrund seines überwiegenden Wassergehalts steht Achat in einem engen Zusammenhang mit dem Unterbewusstsein bzw. dem Triebleben und damit den Themen von Sexualität und auch Geburt. Durch Vermittlung von Geborgenheit, Zufriedenheit und Sicherheit ist dem Achat möglich das Grundbedürfnis nach Schutz zu befriedigen. Zusätzlich unterstützt er dabei innere Spannungen aufzulösen und sich von äußeren Einwirkungen nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Für diesen Zweck sind vor allem Achate geeignet, die aus gleichmäßigen, konzentrischen Bänderungen bestehen.
Erde: Mit seinem erhöhten Erdgehalt beeinflusst Achat unsere Ausstrahlung und Aura. Er wirkt auf dieser Ebene schützend, harmonisierend und stabilisiert damit die Gesundheit. Vor allem während einer Schwangerschaft vermag er dadurch als Schutzstein für Mutter und Kind zu wirken. Aufgrund seines schichtweisen Aufbaus durch verschiedene Quarze wirkt Achat insbesondere auf Organe, die aus verschiedenen Haut- und Gewebsschichten aufgebaut sind. Er lindert Augenerkrankungen, wie z.B. Bindehautentzündung, hilft bei Gastritis und Magengeschwüren, bei Blasen- und Darmentzündungen, sowie Gebärmutter-Erkrankungen. Vor allem Achaten mit sogenannter Gebärmuttersignatur kommt besondere Bedeutung als Stein gegen Gebärmutter-Vorfall und zur Rückbildung derselben nach Entbindungen zu.
Entstehung & Vorkommen
Achate sind ein spektakuläres Produkt der Natur, welches an unzähligen Orten auf der ganzen Welt, darunter die bekanntesten wie Brasilien, Indien und Madagaskar, gefunden werden kann. Die ältesten Exemplare stammen aus der Pilbara Felsformation (3500 - 2700 Ma) während die jüngst gebildeten Steine in Yucca Mountain im US Bundesstaat Nevada (13 Ma) gefunden wurden.[1] Generell gelten hauptsächlich Vulkanlandschaften, also vulkanische Gesteine von sauer (Rhyolithe bzw. Rhyodazite) bis basisch (Andesite und Basalte) als Fundorte. Achate bilden sich dabei vor allem in Gesteinshohlräumen. Bei vollständiger Ausfüllung spricht man von einer Mandel, während es sich bei unvollständiger Auskleidung um eine Druse handelt. Als Gesteinshohlräume kommen in erster Linie wie bereits erwähnt Blasenräume in vulkanischen Gesteinen in Betracht, jedoch werden Achate auch in Gängen und Klüften verschiedener Gesteine und auch in Hohlräumen von Sedimenten gebildet. Seltener findet man Achate in versteinerten Bäumen, in verkieselten Korallen oder anderen Fossilien. Im Zentrum einer Achat Geoden finden sich oft verschiedene kryptokristalline, dh. auch unter dem Lichtmikroskop nicht mehr erkennbare, Quarz Varietäten, wie zum Beispiel Amethyst, Rauchquarz oder Bergkristall. Achatknollen können eine Größe von wenigen Zentimetern bis einigen Metern erreichen und dabei bis zu einigen hundert Kilogramm schwer werden.[2] Über die genaue Entstehung sind sich Wissenschaftler bis heute nicht einig, auch wenn man davon ausgeht dass deren Bildung bei Temperaturen unter <100°C stattfindet.[3] Vor allem die Tatsache, dass Achate auch in Basalt gefunden werden, also in einem basischen, silikatarmen Gestein, ist schwer zu erklären. Man geht davon aus, dass die meisten Achate ihren Ursprung in einem komplexen, mehrstufigen Kristallisationsprozess mit sich ändernder chemischer Zusammensetzung[3] beziehungsweise in einer zyklischen Kristallisation von Kieselsäure in Poren von vulkanischen Gesteinen[4] finden.
Aussehen & Eigenschaften
Achat ist eine mikrokristalline Varietät von Quarz (SiO₂), die durch ihre konzentrische oder wellige Bänderung charakterisiert ist. Diese entsteht infolge der rhythmischen Ausfällung von Silikagel in vulkanischen Hohlräumen, wobei feine Unterschiede in Kristallgröße, Mineralzusätzen oder Porosität zu optisch wahrnehmbaren Farbzonen führen[1],[2]. Die Farben reichen von weiß, grau, blau, braun, rot bis schwarz, wobei Eisen- und Manganoxide als Hauptchromophore fungieren. Die Bänderstruktur ist oft radial, spherulitisch oder rosettenartig organisiert und kann sowohl chaotisch als auch sehr regelmäßig ausgebildet sein[3].
Achat weist eine Mohs-Härte von etwa 6,5 bis 7 auf, die Dichte liegt zwischen 2,58 und 2,64 g/cm³. Der Bruch ist muschelig, eine Spaltbarkeit fehlt. Der Glanz ist typischerweise wachsartig bis glasartig, insbesondere bei polierten Flächen. Die Strichfarbe ist weiß. Obwohl Achat optisch anisotrop ist, treten aufgrund der extrem feinen Kristallgröße keine Interferenzfarben in Dünnschliffen auf. Unter polarisiertem Licht lassen sich gebänderte Lagen, spherulitische Aggregate oder radialfaserige Texturen erkennen. Diese Merkmale sind Ausdruck des schichtweisen Wachstums aus kieselsäurehaltigen Gelen. Graetsch (1994) beschreibt diese Strukturen als typisch für mikrokristallines SiO₂ und führt sie auf mehrphasige Bildungsprozesse zurück, bei denen zunächst kolloidale Kieselsäuregele ausfallen, die sich im Verlauf kristallisieren: „These textures are interpreted as resulting from a multi-stage formation process involving colloidal silica gels which subsequently recrystallize to microcrystalline quartz“[4].
Raman-Spektroskopie liefert ein dominantes Band bei ~464 cm⁻¹ (Si–O-Streckschwingung) und, falls Moganit enthalten ist, eine zusätzliche Bande bei ~502 cm⁻¹, was ein wichtiges diagnostisches Merkmal für die Identifikation verschiedener Chalcedon-Phasen darstellt[5]. Farbige Achate können durch natürliche Eisenoxidpigmente oder durch farbstoffspezifische Absorption im UV-VIS-Spektrum diagnostiziert werden. Typisch ist eine hohe optische Homogenität innerhalb einzelner Lagen und gleichzeitig mikroskopische Varianz im Kristallgefüge.
Formel |
SiO₂ + (Al, Ca, Fe, Mg, Mn) |
Mineralklasse |
4 |
Kristallsystem |
trigonal |
Mohshärte |
6 – 7 |
Dichte |
2.60 - 2.64 |
Spaltbarkeit |
keine |
Bruch |
uneben, muschelig |
Strichfarbe |
weiß |
Farbe/Glanz |
wachsartig |
Manipulation & Imitation
Achat ist eines der am häufigsten farblich behandelten Mineralaggregate im Edelsteinhandel. Die meisten im Handel angebotenen farbintensiven Achate – insbesondere in kräftigem Blau, Magenta, Pink, Türkis oder Lila – sind gefärbt, da diese Farben in natürlichem Achat nicht oder nur extrem selten vorkommen. Die Deklaration solcher Behandlungen ist in vielen Ländern freiwillig und rechtlich nicht vorgeschrieben. Es handelt sich jedoch keineswegs um eine moderne Praxis: Bereits Plinius der Ältere erwähnt in seiner Naturalis Historia, dass Achate gefärbt werden können, was den Einsatz künstlicher Farbbehandlungen bereits in der Antike belegt[1].
Achate eignen sich besonders gut zum Färben, da einzelne Lagen der Bänderung eine ausreichende Porosität besitzen, um Farblösungen aufzunehmen und dauerhaft zu speichern. So beschreibt Nöggerath (1876), dass Achate aus Brasilien deutlich besser färbbar seien als solche aus dem damaligen oldenburgischen Fürstentum Birkenfeld, da die brasilianischen Varietäten eine höhere Porosität und kapillare Aufnahmefähigkeit zeigen[2].
Ein klassisches Färbeverfahren, das auch heute in abgewandelter Form angewendet wird, ist die sogenannte Karamellisierung. Dabei wird der Achat mehrere Tage oder Wochen in konzentrierter Honig- oder Zuckerlösung eingelegt und anschließend in konzentrierter Schwefelsäure erhitzt, wodurch der Zucker in den Poren verkohlt und der Stein eine dunkelbraune bis schwarze Farbe erhält[2]. Diese Technik wird auch heute noch zur Herstellung sogenannter Kristallachate eingesetzt: Hierbei wird eine Druse so geschnitten, dass sie sowohl mikrokristallinen Achat als auch makrokristallinen Bergkristall zeigt; nach dem Färbevorgang bleiben die dichten, weißen Quarzbereiche hell, während die poröseren Achatlagen sich dunkel verfärben.
Neben der Karamellisierung existieren zahlreiche weitere Verfahren, darunter die historische Verwendung von rostigen Eisenteilen, gelbem oder rotem Blutlaugensalz, sowie heutzutage die Anwendung moderner chemischer Farbstoffe aus der Textil- und Kunststoffindustrie. Die aktuelle Farbauswahl ist nahezu unbegrenzt, was dazu führt, dass vielfach Achate in unnatürlichen Farben (z. B. Neonpink, Türkis, Magenta oder Kobaltblau) im Handel kursieren. Solche Färbungen sind makroskopisch leicht zu erkennen, während bei natürlichem Farbspektrum eine Unterscheidung nur noch mikroskopisch durch Texturunregelmäßigkeiten, Farbverläufe oder Einschlüsse möglich ist.
Neben der reinen Farbmodifikation wird Achat auch verwendet, um andere Mineralien gezielt zu imitieren. Besonders häufig sind rot gefärbte Achate als Karneol-Imitate im Umlauf, oder schwarz gefärbte Varianten als künstliche Onyxe. Letztere werden typischerweise durch wochenlanges Einlegen in verdünnte Honig- oder Zuckerlösungen, gefolgt von Kochen in konzentrierter Schwefelsäure, tiefschwarz gefärbt. Nach Abtrocknung und Schliff wird der Stein zur optischen Veredelung in Öl eingelegt und mit Kleie poliert.
Aufgrund seiner weltweiten Verbreitung, großen Menge und niedrigen Preisstruktur wird Achat selten selbst imitiert, sondern dient stattdessen oft als Trägermaterial für Imitationen anderer Edelsteine – nicht zuletzt wegen seiner mechanischen Robustheit, hohen Polierfähigkeit und strukturellen Vielgestaltigkeit.